philoro Marktkommentar

philoro Marktkommentar 09.03.2022

Immer schwieriger wird es mittelfristige Voraussagen über das weitere Wirtschaftsgeschehen vor dem Hintergrund eines immer grausamer werdenden Krieges gegen die Ukraine zu machen. Die Sanktionen der überraschend einmütigen westlichen Staaten gegen Russland schlagen der dortigen Staatswirtschaft einiges an Breschen.

So musste die russische Staatsbank zu Wochenbeginn die Konvertierung der russischen Währung Rubel bis September aussetzen und bereits jetzt gibt es breite Diskussionen unter Wirtschaftsfachleuten, ob es Russland unter diesen Bedingungen möglich sein wird, seine demnächst fälligen Zahlungen für Staatschulden zu tilgen. Der Begriff „Staatspleite“ steht im Raum.

Deutliche Auswirkungen auf die nunmehr unsicher gewordene Zukunft der Weltwirtschaft zeigen jedenfalls die Rohstoff Märkte in den USA und im Euroraum: Der Goldpreis verließ die 1.800 er Marke, um die er so lange gerungen hatte, massiv nach oben. Am Dienstag notierte die Feinunze bis auf fast 2.055 Dollar und näherte sich damit dem Rekordhoch von August 2020. In den letzten drei Monaten ist der Goldpreis sohin um mehr als 15 Prozent gestiegen, seit einem Jahr um fast 19 Prozent. Auch wenn der Kurs sich zu Wochenmitte wieder nach unten eingependelt hatte, bewegt er sich doch noch deutlich über der 2.000 er Marke.

Goldpreis Entwicklung seit Januar 2022 und der Einfluss des Ukrainekriegs

Goldpreis Verlauf seit Januar 2022

Ein anderer Indikator meldet ebenfalls Rekorde – der Ölpreis. Nach der Erklärung von US-Präsident Biden, die Vereinigten Staaten würden kein russisches Öl mehr kaufen, machte der Ölpreis einen neuerlichen Sprung nach oben und bewegt sich um die 135 Dollar je Barrel. Gegenüber dem Vorjahr ist das fast eine Verdoppelung des Preises. Bei Erdgas ist die Steigerung mit 70 Prozent ebenfalls markant, und schlägt hier in Europa auch bereits deutlich auf die Preise für Haushalte nieder, auch Benzin und Diesel überschreiten an der Tankstelle bereits mehrfach die 2 €uro Marke.

Am Dienstag zeigten die US-Aktienmärkte Zeichen einer Verbesserung nach den vorhergehenden Kurseinbrüchen. Die Preisentwicklung bei Öl scheint diese vorsichtige Bewegung nach oben aber wieder abgebrochen zu haben. Zur Wochenmitte mussten Dow Jones wie Nasdaq wieder Verluste vermelden. In Börsenkreisen glaubt man, dass jetzt kurzfristige Entscheidungen der Marktteilnehmer eine anhaltende Stabilisierung nicht zulassen.

Anders der DAX an der Frankfurter Börse, der sich in der zweiten Wochenhälfte nach dem massiven Einbruch wieder um knapp vier Prozent verbessern konnte, ähnlich auch der Österreichische ATX mit einem Plus von über 5 Prozent.

Während die Anleger an den Welt Börsen offensichtlich sehr vorsichtig agieren, ist die Nachfrage nach Gold weltweit ungebrochen.

Gold als die sichere Anlage in Krisenzeiten macht zur Zeit seinem Ruf alle Ehre. Dazu kommt das Element der langfristigen Stabilität, dem weltweit Inflationsraten von über 5 Prozent gegenüberstehen.

Nach Ansicht von Kommentatoren haben die Notenbanken zu lange zugewartet, um mit einer Zinserhöhung bremsende Maßnahmen gegen die die Inflation zu setzen. Jetzt sei die Gefahr sehr groß, daß Zinserhöhungen die ohnehin stolpernde Weltwirtschaft ruckartig abbremsen würden und nennen dies als Ursache, daß kurzfristig nicht mit einer durchgreifenden Erhöhung der Realzinsen zu rechnen sei.

Gold und Edelmetalle sind also ohne Zweifel zur Zeit ein wichtiges Atout für Anleger, denen der Werterhalt ihrer Veranlagungen unter den herrschenden Bedingungen ansonsten schwerfallen dürfte.

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